Finkelstein Stiftung verlegt Stolpersteine für Hans und Berthold Finkelstein in Krefeld
In Krefeld-Uerdingen erinnern seit heute zwei Stolpersteine an Dr. Hans Finkelstein und seinen Sohn Berthold Finkelstein. Entstanden sind sie durch eine Kooperation zwischen der Hans und Berthold Finkelstein Stiftung gGmbH, der Stadt Krefeld und ihrem NS-Dokumentationszentrum.
© Hans und Berthold Finkelstein Stiftung gGmbH, Chris Rausch
Sie sind knapp zehn Zentimeter lang, zehn Zentimeter breit und zehn Zentimeter tief – und zieren Straßen in über 30 Ländern: Mehr als 100.000 Stolpersteine hat der deutsche Künstler Gunter Demnig seit dem Jahr 1992 verlegt. Auf den kleinen Gedenktafeln stehen die Namen von Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, deportiert oder ermordet wurden, inklusive ihres Geburts- und Todesdatums. Zwei von ihnen erinnern nun vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie an die Namensgeber der Hans und Berthold Finkelstein Stiftung.
Der Chemiker Hans Finkelstein war der Erfinder der sogenannten Finkelstein-Reaktion. Er stammte aus einer liberalen jüdischen Familie und war Forschungsleiter bei Chemische Fabriken vorm. Weiler-ter Meer in Uerdingen, einem Unternehmen, das 1925 in der I.G. Farben aufging. Forschungsarbeiten des Historikers Rüdiger Borstel im Archiv der Bayer AG – einem der Nachfolgeunternehmen der I.G. Farben – haben offenbart, dass Hans Finkelstein das Unternehmen im Zuge der Arisierungen 1938 verlassen musste. Noch im selben Jahr nahm er sich das Leben. Sein Sohn Berthold Finkelstein musste später bei der I.G. Farben Zwangsarbeit leisten. Berthold Finkelstein war nach 1945 aktiv in der europäischen Verständigung und politischen Jugendbildung. Er ist der Gründer des Gustav-Stresemann-Instituts in Bonn. Die Biografien der Finkelsteins stehen stellvertretend für die Geschichten unzähliger Menschen, die im Nationalsozialismus Unrecht und Verfolgung erfahren mussten und oft mit dem Leben bezahlten.
Im Rahmen einer gemeinsamen Abendveranstaltung im Historischen Klärwerk stellte Rüdiger Borstel seine persönliche Geschichte der Recherchearbeit zur Akte von Hans Finkelstein vor. Es folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema lokale Erinnerung und Engagement in Krefeld.
Erinnerungskultur bei Bayer
Bereits im vergangenen Jahr hatte Bayer einen Erinnerungsort für die Opfer der Zwangsarbeit der damaligen Niederrheinstandorte der I.G. Farben in Leverkusen errichtet – als sichtbares Zeichen in einem aktiven Prozess der Erinnerung. Um eine neue Erinnerungskultur nachhaltig im Unternehmen zu verankern, gründete es neben weiteren Aktivitäten die Finkelstein Stiftung. Sie unterstützt und fördert vielfältige Projekte zur Rolle der I.G. Farben im Nationalsozialismus und zur Stärkung der Menschenrechte und entwickelt Programme für eine durch historische Verantwortung geprägte Unternehmens- und Führungskultur. Ihr Ziel ist es, die Widerstandskräfte gegen Diskriminierung, insbesondere Antisemitismus, Rassismus und jeglichen Hass zu stärken.
“Der Blick in die Vergangenheit hilft uns zu verstehen, warum wir Ausgrenzung, Nationalismus und totalitärem Gedankengut keinen Raum bieten dürfen. Die beiden neuen Stolpersteine in Krefeld-Uerdingen tragen dazu bei, diese Mahnung und Erinnerung wortwörtlich ‚auf die Straße zu bringen‘.”
Matthias Berninger, EVP, Leiter Public Affairs, Sustainability and Safety